Interprofessionalität verstärkt die Qualität der Behandlung und verbessert die Lebensqualität der Patient:innen
von Barbara Gysi, Nationalrätin Wil SG
Seit vielen Jahren verbinde ich meine vielfältigen Erfahrungen aus der Sozialen Arbeit und der Politik in meinen verschiedenen Tätigkeiten. Meine Motivation, mich in verschiedenen Organisationen, teils auch ehrenamtlich, zu engagieren gründet darin, dass sie mir einerseits einen Praxisbezug ermöglichen und ich andererseits diese verschiedenen Erfahrungen einbringen kann und eine Organisation ein Stück mitentwickeln darf. Das gibt mir einen Boden für meine politische Arbeit und ich knüpfe wertvolle Kontakte.
In meiner beruflichen Arbeit habe ich verschiedentlich interprofessionelle Zusammenarbeit erleben dürfen, insbesondere von Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Psychologie und Ergotherapie. Es gab dabei auch herausfordernde, jedoch immer befruchtende Diskussionen. Die Integration verschiedener Sichtweisen, nicht zuletzt auch von Kolleg:innen mit Migrationserfahrungen, ist wertvoll. Durch meine politische Arbeit, namentlich im Stadtrat von Wil, habe ich dann den Pflegeberuf näher kennengelernt.
Das interprofessionelle Zusammenarbeiten zwischen Sozialarbeit, Pflege und Medizin bringt gerade in der Spitex sehr viel. Viele Menschen, die von der Spitex gepflegt und begleitet werden, sind nebst den gesundheitlichen Problemstellungen mit sozialen und existenziellen Fragen konfrontiert. Wie ist ihr Lebensunterhalt sichergestellt? Wie werden die Angehörigen und vor allem auch ihre Kinder begleitet, ist die Kinderbetreuung sichergestellt? Bei schweren Erkrankungen muss sehr viel vorausgedacht, geplant und geregelt werden. Alle Betroffenen sollten in Gesprächen begleitet werden. Viele Kompetenzen, die in der Pflege weniger vorhanden sind, dafür bei den Sozialarbeitenden, können mit einem interprofessionellen Ansatz abgedeckt werden. Dazu gehören etwa das umfassende Wissen über die Sozialversicherungen, vernetztes Denken und systemisches Handeln. Aus der Forschung ist bekannt, dass alle Beteiligten – Professionelle und Betroffene – eine bessere Qualität wahrnehmen und zufriedener sind. Die interprofessionelle Zusammenarbeit ist ein Gewinn für alle.
Persönlich bin ich überzeugt, dass die interprofessionelle Zusammenarbeit die Beteiligten entlastet, weil sie sich auf ihre Kernkompetenzen und -aufgaben fokussieren können und darauf vertrauen können, dass ergänzend dazu jemand anders die anderen Themen bearbeitet. So kann auch die Situation der Pflegenden verbessert werden, wenn nicht die ganze Verantwortung auf ihren Schultern liegt. Das kann dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu verringern. Der interprofessionelle Austausch führt zu neuen Herangehensweisen, neuen Erkenntnissen und oft zu besseren Lösungen. Gerade die interprofessionelle Arbeit zeigt, dass ein gemeinsames Vorgehen für alle von Vorteil ist. Die Förderung der Interprofessionalität ist das Gebot der Stunde für eine gute Betreuung von Versorgung von Menschen mit Unterstützungsbedarf.
Barbara Gysi, Nationalrätin Wil SG,
Präsidentin Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit NR